Regelmäßig werde ich mit der Bitte um einen dringenden Termin wegen akuter Rückenschmerzen kontaktiert.
Oft erhalte ich kurz danach die Nachricht, dass sie dann doch „zum Glück bereits“ bei einem anderen Arzt einen raschen Termin für „eine Schmerzinfusion“ oder „eine Schmerzspritze“ erhalten hätten.
Ich kann den pragmatischen Ansatz vieler Patienten nach dem Motto: “ Mir ist egal wie, Hauptsache der Schmerz verschwindet so schnell wie möglich“ prinzipiell verstehen. Glauben Sie mir: Ich habe bereits in meinem Zivildienst vor über 18 Jahren akute Rückenschmerzpatienten erlebt und später alleine im ärztlichen Bereitschaftsdienst aber auch der Notaufnahme unzählige Patienten mit akuten Rückenblockaden, einschließenden Schmerzen, Hexenschuss, Ischias usw. betreut.
Es gibt zahlreiche Untersuchungen zu Rückenschmerzen, vermutlich auch weil diese einer der Hauptgründe für Arbeitsunfähigkeit sind.
Es mag Sie überraschen, dass Experten weltweit klare Empfehlungen gegen die Gabe von Schmerzspritzen, insbesondere von Diclofenac bzw. Infusionen mit Kortison, ausssprechen.
In Deutschland können wir dies beispielsweise in der nationalen Versorgungsleitlinie „Nicht spezifischer Kreuzschmerz“ nachlesen.
Neben dem fehlenden Nutzen gibt es nachgewiesene Risiken, wie Abszesse, Nervenschädigungen, Embolien und allergischen Schocks sowie Diabetes.
Die Empfehlung „sollen nicht angewendet werden“ betrifft hier auch das weit verbreitete „Quaddeln“ und direkte Injektionen an der Wirbelsäule.
Genauso wie die Experten der Leitlinie empfehlen, rate auch ich erst einmal zum abwarten, milder Bewegung, Wärme und niedrig dosierten anti-entzündlichen Schmerztabletten (falls keine Kontraindikationen vorliegen).
Wer wirklich darüber hinaus etwas für sich tun möchte, „kann“ unter anderem auch aus Expertensicht auf „Bewegungstherapie“, „Mobilisierung“, „Manipulation“ und „Akupunktur “ zurückgreifen.
Unabhängig von der Diskussion, wie ein Schmerzsignal möglichst rasch abgestellt werden kann, widme ich mich intensiv der Mission, Menschen dabei zu helfen ihre Ursachen, die immer wieder zu Rückenschmerzen führen, aufzudecken und nachhaltig abzubauen. Meine Patienten erleben: Der Schmerz hat auf ein Defizit aufmerksam gemacht, das wenn es angegangen sogar zu besseren sportlichen Leistungen und weniger Verschleiß führt, als vor Schmerzbeginn.